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Anton Wildgans
Dreißig
Gedichte . 1. Auflage 1917
Die Menschen, die in den Höfen wohnen...
Die Menschen, die in den Höfen wohnen,
Sind arm und selig in ihrer Weise
Mit karger Luft und dem bißchen Sonne,
Und sie sprechen gedämpft und lachen leise.
In ihren weißen Fenstern stehen
Alltägliche Blumen in braunen Töpfen,
Und hinter den Blumen, mit reichen Zöpfen,
Sitzen die Frauen und Mädchen und nähen,
Lassen von ihren geneigten Köpfen
Nur die schimmernden Kronen sehen.
Aber des Abends, aus ihren Stuben,
Steigen die Mütter zum Brunnen nieder,
Und die blassen Mädchen und Buben
Singen uralte Kinderlieder,
Die die Seele seltsam rühren,
Bis die Mütter das Spiel beenden
Und die Zögernden an den Händen
Zu den Wiegen und Betten führen...
Die Menschen, die in den Höfen wohnen,
Sind arm und selig in ihrer Weise
Mit karger Luft und dem bißchen Sonne,
Und sie sprechen gedämpft und lachen leise.
Ihre Geschicke sind klein bemessen,
Ranken sich wie stille Reben,
Und es ist, als hätte das Leben
Und als würde der Tod sie vergessen.
Anton
Wildgans . 1881 - 1932
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