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Herbstfrühling
162 Bücher



Anton Wildgans
Herbstfrühling . 1. Auflage 1909



Grabschrift

Dem Manne, so hier schlummert unterm Gras
Schenkte der Herr ein wohlgestrichen Maß.

Doch er blieb Kind und lebte ohne Ziel,
Sein Sinn war Traum und all sein Denken Spiel.

Es gab nicht viel, was er vermieden hat,
Nur eines schreckte ihn: das war die Tat.

Sein Wunsch war stärker oft als seine Kraft,
Tiefer sein Wort als seine Leidenschaft,

Leichter sein Herz gerührt als wirklich gut,
Groß seine Lebenslust, doch klein sein Lebensmut,

All sein Begehren ohne Zucht und Zaum,
Von allen Bechern trank er nur den Schaum.

Der Frauen Liebe nahm er gnädig hin -
Nur, die er liebte, die betrogen ihn.

Wenn ihn was schmerzte, sang er sich ein Lied,
Das war vergessen, eh' er selbst verschied.

Ein Träumer war er und ein Egoist -
Er lebte kurz, dann starb er auf dem Mist.


  Anton Wildgans . 1881 - 1932






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