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Klabund
Die
Harfenjule . 1. Auflage 1927
Berliner in Italien
Die
ganze Welt ist voll von Berlinern. Deutschland, Deutschland überall in der
Welt. Ich sah sie auf der Promenade in Nervi sich gegenseitig bedienern, und
sie waren als Statisten beim Empfang des italienischen Königs in Mailand
aufgestellt.
Da konnten sie einmal wieder aus vollem Herzen Hurra schreien. So 'n
König, und sei er noch so klein, is doch janz was anderes als so 'ne
mickrige Republik. In Bellaggio wandeln sie unter Palmen und Zypressen zu
zweien, und aus dem Grandhotel tönt (fabelhaft echt Italienisch;
Pensionspreis täglich 200 Lire) die Jazzmusik.
Wie hübsch in Bologna die Jungens mit den schwarzen Mussolinhemden! Wie
malerisch die Bettler am Kirchentor! Die und die Flöhe finden einen
Fremden aus hunderttausend Eingebornen hervor.
In Genua am Hafen aus engen mit Wäsche verhangenen Gassen winken
schwarzäugige Mädchen und sind bereit, gegen entsprechendes Honorar
sich abzuschminken. O du fröhliche, o du selige Frühlingszeit.
Dagegen das Kolosseum, die ollen Klamotten, die verstaubten Geschichten, das
haben wir zu Hause auf halb bebautem Gelände auch, nu jewitz. Den schiefen
Turm von Pisa sollten sie mal jrade richten. Mussolini hat dazu den
nötigen Schmiß.
Ueber diesem Lande schweben egal weg die Musen, man sehe sich die Brera und die
Uffizien an. Die mageren Weiber von Botticelli kann ich nich verknusen, aber
Rubens, des is mein Mann.
Wohin man sieht, spuckt einer oder verrichtet sonst eine Notdurft: es ist ein
echt volkstümliches Treiben. Prächtig dies Monomuent Vittorio
Emmanueles in Rom: goldbronziert und die Säulenhallo aus weißem
Gips. Dafür kann mir das ganze Forum jestohlen bleiben. Ich bin modern. A
proposito: haben Sie für Karlshorst sichere Tips?
Klabund
. 1890 - 1928
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