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Gedichte, Lyrik, Poesie

Die Himmelsleiter
162 Bücher



Klabund
Die Himmelsleiter . 1. Auflage 1916



Francois Villon

I

Ich bin gemartert von Gewissensbissen,
Dass ich noch nichts auf dieser Welt getan.
Mit ein paar Flüchen, ein paar Mädchenküssen,
Da hört es auf, da fängt es an.
Ich aber fühle Strom mich unter Flüssen,
Doch flösse ich bergauf und himmelan -
Das Aug, das ich zum guten Werk erhoben,
Es darf nur einer Dirne Brüste loben.

Wie oft, wenn ich mit den Kumpanen zechte,
Klang eine Trommel dumpf, die Busse bot.
Ich warf mich hin, auf dass mich einer brächte
Und stelle einsam mich ins Abendrot.
Der aber klapperte mit Würfeln, und die schlechte
Gesellschaft fürcht ich, wenn Gelächter droht -
Ich bin so müde meiner Spielerein
Und möchte Mensch mal unter Menschen sein.

Doch niemand ist, der meinen Worten traute.
Es wird mein Leichnam erst auf Lorbeer ruhn.
Ich reisse von der Wand die dunkle Laute,
Um doch in Tönen eine Tat zu tun.
Das Lied ist aus. Der grüne Morgen graute.
Im Hofe bellt der Hund, es heult das Huhn.
Und während alle rings zum Tag erwachen,
Entschlaf ich trunken unter Wein- und Lachen.


II

Dies ist das Lied, das Villon sang,
Als man ihn hängen wollte.
Er fühlte um den Hals den Strang,
Er sang das Lied den Weg entlang,
Der Schinderkarren rollte.

Hängt mich den Schurken zum Alarm
Nur hoch in alle Winde!
Wegweiser schlenkere mein Arm -
Er weist den Weg dem schlimmen Schwarm
Und manchem braunen Kinde.

Einst hat der Teufel mich gekirrt,
Nun hör ich Bäume singen.
Ich fühle Gott. Mein Auge schwirrt.
Mein Leib, mein armer Leib, er wird
Als Aveglocke schwingen.


III

Ich bin gefüllt mit giftigen Getränken,
Ich speie Eiter, wenn ich wen besah;
Ich fluche jedem heiligen Hallelujah
Und will ein Pestgewand als frohe Fahne schwenken.
Man wird als Dieb mich an den nächsten Schornstein henken.

Ich stehle Geld wie Sand -
Ich werfe Brand ins Land,
Und dennoch, Wolke, wagst du dich zu schenken?

Ich bin verbittert und mit Gram verschlossen,
Und nur ein Messer öffnete mein Herz.
Faul stinkt mein Atem, meine Faust ist Erz,
Ich schlafe selig in verdreckten Gossen;
Ich reite nackt auf ungezähmten Rossen,
Ich bin bei Spiel und Wein
Allein und ganz allein
Und von den Tränen fremder Fraun umflossen.

O möcht ich einmal nicht als Licht mehr scheinen!
Und nicht mehr Stunde sein und Zeit der Nacht!
Ich habe meinen Sohn zu Tod gebracht;
Ich hüllte seine Gliederchen in Hemdenleinen,
Ich grub ein Grab ihm unter Pflastersteinen -
O Wolke, wer du seist,
Ich grüsse deinen Geist,
So wolle, Wolke, wolle für mich weinen!


  Klabund . 1890 - 1928






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