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Klabund
Totenklage
. 1. Auflage 1928
XII
Die Zeit wird niemals meine Wunden heilen:
Sie ist verfault. Sie kann sie nur vereitern.
Noch mehr das Herz zerreißen, und verbreitern
Die vielen Messerstiche; dran sie feilen,
Die Genien der Verzweiflung. Hüpfen, eilen
Von Herz zu Hirn, von Hirn zu Herz auf Leitern
Aus Blutgefaser. Und gleich kleinen Reitern
Sitzen auf Blick sie und Gehör und peilen.
Die Zeit ist überreif wie eine Feige
Vom vorigen Herbst. Sie stinkt in der Verwesung,
Daß sie wie eine alte Hure zeige
Die eingefallne Brust zur letzten Äsung.
Erscheine uns, Irene, neige, neige
Dein schönes Haupt und lächle uns Erlösung!
Klabund
. 1890 - 1928
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