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Gustav Falke
Das
Leben lebt . 1. Auflage 1916
Des alten Ritters letzter Ritt
Der Ritter reitet durch den Tag,
sein schlachtmüd' Schwert zur Seite:
nun schlage, wer da schlagen mag,
ich hab' genug vom Streite.
Mein Arm war jung, da wußt' ich schon
mein Eisen brav zu schwingen,
und ließ dem Feind verdienten Lohn
auf seine Helmzier klingen.
Und immer war's fürs gute Recht,
für Gott und seine Liebe.
Auch Heil'ge stehen im Gefecht,
und ihr Gebet sind Hiebe.
Nun aber sehn' ich mich, der Ruh'
in Andacht zu genießen.
Mein Brauner trabt dem Kloster zu,
da wollen wir beschließen.
Der Panzer drückt, wie wird so weich
das Kuttenkleid mich hüllen.
Den Helm, ich stell ihn ins Gezweig,
mag nun ein Nestlein füllen.
Da zwitschert's dann im Eisenhut
wie ehedem darunter,
schreit auch wohl aus der Meisenbrut
ein Kuckuck frech und munter.
Gedanken, ihr des Himmels Gast,
wie wußtet ihr zu schweifen!
nun drängt ihr euch auf Einem Ast,
das Abendlied zu pfeifen. -
Gemach, mein Rößlein, eile nicht,
wir kommen früh zur Stelle,
noch eh' das liebe Tageslicht
weicht Mond- und Sternenhelle.
Noch einmal laß vom Sattel hier
mich in die Runde schauen,
bevor die Klostermauern mir
die schöne Welt verbauen.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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