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Gustav Falke
Das
Leben lebt . 1. Auflage 1916
Lied der Ärmsten
Die wir hinter Mauern hausen,
hinter dumpfem, kaltem Stein,
eng in Höfen, tief in Kellern
fristen unser Schattensein.
Rollte nicht die liebe Erde
auch für uns aus Gottes Hand?
Gönnt auch uns, wonach wir hungern,
eine Scholle Ackerland.
Wo wir roden, jäten, graben,
Furchen ziehn und Samen streun,
und das Herz mit Hoffnung füllen,
bis die Früchte uns erfreun.
Früchte, die wir selbst gezogen,
Blumen, die wir selbst gepflanzt,
drüber, unsrer Kinder Freude,
ein besonnter Falter tanzt.
Kommt, o kommt, ihr schöneren Tage!
Stolz kann auch der Ärmste sein:
"Seht, von unsrer deutschen Erde
ist dies liebe Fleckchen mein!
Diese Bank und diese Laube,
dieses Beet und dieser Baum,
dieses Sommerabends Friede
und sein seliger Sternentraum."
Alles kann die Scholle schenken,
und am schmalsten Furchenrand
wird ein goldner Kelch noch glänzen
sonnentrunken bis zum Rand:
Heimatliebe heißt die Blume,
die wohl auch im Schatten sprießt,
aber schöner sich und voller
unterm Kuß des Lichts erschließt.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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