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Gustav Falke
Frohe
Fracht . 1. Auflage 1907
An Liliencron
Sechzig Jahre! Ein junger Mann!
Sag, wann fängt dein Alter an?
Hast noch immer ein Gesicht
So kühn und frisch, wie dein erstes Gedicht.
Dein erstes Gedicht. Wie heißt es doch gleich?
Unter flatternden Fahnen für Kaiser und Reich!
Dein zweites - dein zweites? - Komm Mädel mir nicht
Auf die Stube. Ach ja! Ein köstlich Gedicht!
Das dritte - ein holder Heimatlaut!
Das vierte wieder: Mein ist die Braut!
Das fünfte und sechste: Kampf! Gloria!
Not! Tod! Und so weiter. - Viktoria!
Viktoria! Reitermarsch! Fehrbellin!
Der große Kurfürst! Kanntest du ihn?
Nackt seh ich dich auf dem Pegasus,
Der zittert dir unterm Schenkelschluß.
Dein Auge blitzt. Deine Nüster bebt.
Wie sich dein Fuß im Bügel hebt -
Wohin? - Komm, laß uns zu Pfordte gehn,
Das Mädel kommt auch, so um halber zehn.
Sechzig Jahre? Den Taufschein her!
Alle Wetter, nicht weniger und nicht mehr.
Vierundvierzig, den dritten Juni in Kiel
Dies Knäblein uns vom Himmel fiel.
Und singst noch heute in einem Ton,
Als wärst du der Leutnant von Liliencron,
Und bist doch schon Hauptmann, bist General,
Der teutschen Lyrik Feldmarschall!
Sechzig Jahre! Noch zehn und noch zehn!
Als Achtziger seh ich dich vor mir stehn,
Und hast noch immer ein Gesicht
So kühn und frisch wie dein erstes Gedicht.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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