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Gustav Falke
Frohe
Fracht . 1. Auflage 1907
Das Fenster
Rotes Auge glutet durch die Nacht:
Einsam Fenster, wo ein Mensch noch wacht.
Durch die dunkeln Eichen seh ichs glühen,
Welche Seele mag sich da noch mühen?
Wenn die Tage unter Arbeit gehn,
Soll der Abend milden Frieden wehn.
Heiliger Schlaf auf kummerlosen Kissen,
Müssen Menschen dein Erbarmen missen?
Bange Nächte, wenn das Auge brennt
Und das Blut durch alle Adern rennt,
Schuld und Jammer aus dem Schlaf dich klopfen
Und die Stunden hin wie Tränen tropfen.
Schlummert alle, böse oder gut,
Wiege einmal, sanfte Friedensflut,
Alle armen, müden Menschenseelen,
Die sich wund im Kampf des Lebens quälen.
Jäh erlischt das rote Auge dort,
In den Eichen rauscht der Nachtwind fort,
Zwischen ihren schwanken, schwarzen Zweigen
Seh ich freundlich stille Sterne steigen.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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