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Gustav Falke
Frohe
Fracht . 1. Auflage 1907
Ein Mädchenlachen
Ein stiller Park. Ein ganz verträumtes Schloß,
So tief im Schatten, daß das Lichtgeschoß
Des Tags wohl niemals diese Fenster streift.
Das Dunkellaub uralter Ulmen greift
Bis auf die weiße Ruhbank fast herunter,
Drauf liegt ein leichter Mädchenhut mit bunter
Schottischer Schleife, die ein Schmetterling,
Scheint es, für Blumen hält. Das dumme Ding!
Ein Bläuling ists. In wahrer Taumelglut
Zickzackt er um den duftigen Sommerhut.
Was bleibt ihm auch in diesem Meer von Grün,
Drin weiter keine Farbeninseln blühn!
Kein blasses Blümchen leuchtet aus dem Rasen,
Wo in das Gras zwei imitierte Hasen
Aus Ton sich ducken. Einem fehlt das Ohr,
Das er, Gott weiß, bei welcher Jagd verlor.
Ganz still ists hier und etwas dumpf und feucht.
Nur einmal wird die Stille aufgescheucht:
Ein Mädchenlachen aus dem Park, so rein
Und hell und leicht und warm wie Sonnenschein.
Gewiß, dort hinten, wo dies Lachen funkelt,
Sind nicht die Wege schattenüberdunkelt,
Da muß es blitzen, leuchten, lauter Licht,
Und mitten drin ein lieb und jung Gesicht.
Noch einmal lachts hell aus des Parkes Tiefen.
Die alten Ulmen, die zu Mittag schliefen,
Erwachen plötzlich. Durch die Zweige schwirrt
Ein Rauschen. Und der Bläuling, wie verwirrt,
Zickzackt wie toll, besinnt sich, stürzt, ein Blitz,
Hinüber von dem weißen Ruhesitz
Zum Hasenpaar. Die blauen Flügel wandern
Ganz aufgeregt von einem zu dem andern,
Als gäbe es sehr Wichtiges zu künden.
Ob sies verstünden? Ob sies nicht verstünden?
Nein, sie verstandens nicht, die dummen Hasen,
Stumm hocken sie und regungslos im Rasen.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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