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Frohe Fracht
162 Bücher



Gustav Falke
Frohe Fracht . 1. Auflage 1907



Kaiser Karl und der Spielmann

Ein Longobarde wars, der mußt
Majestät was blasen,
Er stieß ins Horn mit Kraft und Lust,
Ei, klang das über den Rasen!
Kaiser Karolus Magnus rief:
Einen Bessern hört ich nie!
Ich glaube, wenn ich im Grabe schlief,
Ich böge noch einmal die steifen Knie
Und höbe mich sacht
Aus der ewigen Nacht
Und lauschte dem herrlichen Klange,
Still und lange.

Du auserwähltes Heldenhorn,
Darfst nach Wunsch dich stellen,
Und laß aus dem gewundenen Born
Noch einmal es rauschen und quellen.
Kaiser Karolus Magnus schreibt
Dir mit siegelnder Hand,
So weit der Wind deinen Hornstoß treibt
Zu Lehen alles blühende Land.
Erblase nun fein
Rings Lorbeer und Wein,
Oliven und Mandeln und Feigen
Dir zu eigen.

Der Longobarde prüft sein Stück,
Läßt den Speichel fließen
Und denkt: das nenn ich Spielmanns Glück,
Herrn Karl wirds noch verdrießen.
Kaiser Karolus Magnus du,
Dein Horn erfüllt die Welt,
Fiel manches Königreich dir zu
Von Mailand bis zum blauen Belt.
Mein Stimmlein schwach
Tuts dir nicht nach:
Eine Grafschaft oder dergleichen
Muß hier reichen.

Den höchsten Berg im Abendschein
Hat der Schelm erstiegen
Und sieht die künftige Herrschaft sein
So recht im Golde liegen.
Kaiser Karolus Magnus lauscht,
Da zittert rings die Luft,
Bei Gott, als ob ein Adler rauscht!
Das dröhnt und schüttert von Kluft zu Kluft
Und springt und klingt
Vom Wind beschwingt,
Als trüg es nach Adrias Küste
Keck Gelüste.

Der heimst ja sieben Dörfer ein,
Und noch knapp gemessen!
Manch Herr und Graf sieht scheel darein
Hätts selber gern besessen.
Kaiser Karolus Magnus lacht:
Einmal und nicht mehr.
Und kostet so was Sturm und Schlacht,
Er kriegt es ohne Wurf und Wehr.
Ich fürchtete schon,
Er hätt mit dem Ton
Mir das ganze Reich vor der Nasen
Weggeblasen.

Da neigt sich jener tief dem Herrn:
Majestät, zu Gnaden,
Den Vorteil, ich gesteh ihn gern:
Der Wind blies Euch zum Schaden.
Kaiser Karolus Magnus spricht:
Der Wind kann viel verwehn,
Aber ein Kaiserwort doch nicht,
Das bleibt für und für bestehn.
Halt fest, was du hast,
Und komm ich zu Gast,
Will des herrlichsten Hornrufs Rauschen
Froh ich lauschen.


  Gustav Falke . 1853 - 1916






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