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Gustav Falke
Hohe
Sommertage . 1. Auflage 1902
Sara Limbeck
Schön Sara, des Ritter Limbecks Weib,
War jung und immer fidel,
Der Ritter aber war krank an Leib
Und alt an Herz und Seel!
Und gab's im Schloss ein fröhlich Bankett
Mit Saras lustigen Kumpanen,
Der Ritter Limbeck lag im Bett,
Bekam nichts von Kapaun und Fasanen.
Und oftmals verdross es schön Sara zu Haus,
Dann musste die Kutsche vor,
Mit vier schwarzen Rappen fuhr sie aus,
Laut knarrte das alte Thor.
Der Ritter richtete sich auf,
Die Knochen zusammengerissen;
Das gibt wieder fröhlich Gejaid und Gesauf!
Und er sank zurück in die Kissen.
Schön Sara lebte in Saus und Braus,
Ritter Limbeck starb allein.
Sie drückte sich keine Thräne heraus,
Jetzt wollt sie erst lustig sein!
Ritter Limbeck lag in der kalten Gruft,
Und oben klirrten die Becher,
Und war mancher Schelm und war mancher Schuft,
Der wurde verliebter und frecher.
Und übers Jahr, und die gleiche Nacht
Und der gleiche Stundenschlag,
Da der Limbeck sein letztes Kreuz gemacht,
Und im Schloss war ein lärmend Gelag,
Da fuhr die große Kutsche vor,
Von vier schwarzen Rappen gezogen,
Und Sara fuhr durch das knarrende Thor,
Und die schwarzen Rappen flogen.
Frau Sara fuhr feldein, feldaus,
Die Nacht war schwarz und schwer,
Frau Sara kam nicht wieder nach Haus,
Man sah sie niemals mehr.
Nur nachts, wenn Wandrer irr und wirr
Verlorenen Weg sich suchen,
Erschreckt sie auf einmal ein schwarz Geschirr
Und ein Schnauben und Peitschen und Fluchen.
Das ist die lustige Sara, die nun
Nächtlich kutschieren muss,
Und könnte beim Ritter Limbeck ruhn
Für einen letzten Kuss.
Nun fährt sie hundert Jahre wohl noch
Querfeld, trotz Zaun und trotz Hecken.
Durch! Wie die Kutsche so groß gibt's ein Loch,
Den Bauern zum höllischen Schrecken.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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