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Gustav Falke
Hohe
Sommertage . 1. Auflage 1902
Scherz
Als ich heute Nacht
Das Fenster aufgemacht,
Sah ich ein Bübchen mit zitternden Flügeln,
Das stolperte zwischen weißen Hügeln;
Bald auf dem linken, bald auf dem rechten Zeh,
So stelzt es im Schnee.
War's Amor, der ein Ständchen gebracht,
Überrascht von der ersten Winternacht?
Oder war es nur ein letzter
Kleiner dicker untersetzter
Blumengeist, der überrumpelt
Durch den ersten Schnee hinhumpelt
Und weiß nicht so schnell
Wohin zur Stell,
Und, so was kommt vor, im Schrecken vergisst,
Dass er fliegen kann, geflügelt ist?
Ich rief ihn an: Pst! Kleiner!
Kriegt mich auf einmal von hinten einer
Am Kragen und schilt: Schließ das Fenster doch,
Du erkältst dich noch.
Meine Frau, die verständige war's, sie hält meist
Meine Märchenerfindungen für sehr dreist.
So hab ich ihr auch, was ich sah, verschwiegen
Und bin ganz still ins Bett gestiegen.
Gustav
Falke . 1853 - 1916
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