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Gedichte, Lyrik, Poesie

Das neue Reich
162 Bücher



Stefan George
Das neue Reich . 1. Auflage 1928



Burg Falkenstein

AN ERNST

Zur bewaldeten kuppe
                stieg ich an neben dir
Wo auf rauh-gradem eckturm
                sich der rundturm erhebt
Und aus verwitterter fuge
                ein lebendiger baum.
Hier liegt der heiden-wall
                dort das trümmerkastell:
Unten stufig sich senkend
                ringsum hügel und ort
Bis zum fernen geleucht
                unseres ewigen Stromes.

Ich deutete abwärts:
                sieh das rätselgesicht
Dieser massigen veste
                gegenüber im blau
Und das liebliche bachtal..
                da fühl ich wie einst
In der friedvollen vorzeit
                gemächlichem graun
In dem murmeln der haine
                und abends im hüttenrauch
Eine ganze verträumte
                kindheit erzittern.

Nachdenklich sprachst du:
                >solch ein mächtigstes ding,
Zauber - ist anderer art
                geht nicht gang der natur,
Kommt nicht aus geisterhusch
                über gemäuer-verfall
Noch aus hangender zweige
                nachtgespenstischem wehn.
Uns ist immer dahin
                frist behaglichen glücks
Und der altväter gefühl
                mit den schalmeien der schäfer

Denk dies volk und sein loos:
                streng bemüht bis zur fron
Selten heimisch bei sich
                ohne freude sein tun
Das - wie lang nicht - verspürt
                den befreiteren drang,
Voll gedanken entbehrt
                leichteren göttersinn.
Wo sie häuser gebaut
                engt ein klemmender druck
Wo ein lied ihnen quoll
                meist war es klage.<

Aber schon deutlichen klang
                wittr' ich durch schläfrige luft:
Eh eine saite zerriss
                war schon die neue gespannt.
Ungewohnt noch dem ohr
                schwingt sich der goldene ton:
Frühester ahnen geheiss
                unseres gottes verspruch...
Ab von dem schillernden sund
                über der täler gewell
Dunstiger städte betrieb
                zuckt er durchs alternde herz.

Über das felsengebirg
                bis zu der zedern gewölb
Bis an den strahlenden golf
                ohne vielstimmig gewirr
Hallend von reinerm metall
                dringt der gewaltige hauch..
Mit der gestalten zug
                flutet zum norden zurück
Mär von blut und von lust
                mär von glut und von glanz:
Unserer kaiser gepräng
                unserer kämpfer gedröhn.


  Stefan George . 1868 - 1933






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