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Hugo Salus
Die
Blumenschale . 1. Auflage 1908
Waldmärchen
Heut', als ich auf dem blanken Pfad
Ins grüne Waldesdämmer trat,
Da standen aufrecht, Stamm bei Stamm,
Die Bäume frank und schlank beisamm':
Mir ward ganz frei, ich ging einher,
Als ob ich wer Besondrer wär'!
Und richtig, wie ich aufwärts sah,
Ganz seltsam, wie mir da geschah!
Die Bäume standen "habt acht!" da,
Kein Wald, nein, Halm an Halm, ein Feld!
Wer hat mich da hereingestellt?
Und ich, was ist denn das, schrumpf' ein,
Und, ohne Spaß, ich bin ganz klein,
Ganz klein! Das muß ein Wunder sein!
Da lacht' ich ängstlich vor mich hin:
"Wenn ich nur wüßte, wer ich bin!"
Da wußt' ich's auch: "Du bist ein Zwerg,
Der Zwerg vom Feld, ein Königszwergel,
Kommst aus dem Schlosse "Maulwurfsbergel",
Und gehst da durch dein Feld einher,
Als ob das was Besondres wär'!
Und da die Halme rings um dich,
Die grüßen dich und neigen sich,
Und auch die Ähren droben wollen
Dem König die Verehrung zollen." -
Da kam mein Krönlein nicht zur Ruh',
Nickt' allen mein Gefallen zu
Und so, in meinem Traum befangen,
Bin ich ganz stolz einhergegangen.
So ging ich, winkt' ich, ging und stand
Auf einmal an des Feldes Rand.
Doch, wie ich aus den Halmen kam,
Mein Krönlein mir vom Haupte nahm,
Da war es nur mein Wanderhut,
Und ich? Ach was! 's ist doppelt gut!
Denn dorten winkt ein neuer Wald,
Ein Wald! und lockt und hat mich bald,
Dann sollst du, Wanderhütlein mein,
Wieder ein Königskrönlein sein!
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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