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Hugo Salus
Gedichte
. 1. Auflage 1898
Abendstimmung
Geruch nach saftigem Heu in warmen Lüften;
Die Sonne kaum versunken; aus dem Wald
Kommt eine Bauernmagd, auf breiten Hüften
Sich wiegend. Fern ein Abendglöcklein schallt.
Vorangeeilt den müdgewordnen Schnittern
Zieht sie des Wegs. Von ihrem festen Schritt
Erschüttert, unterm rauhen Hemde zittern
Die jungen, derben Brüste hüpfend mit.
Ich lieg' im Gras, mit offnen Augen träumend.
Ich hab' die Kommende schon lang erspäht.
Nun wird sie mich gewahr; im Gehen säumend,
Schaut sie mich an und nickt mir zu und geht.
Schon löst der Mond sich von den dunklen Bäumen,
Das Glöcklein schweigt; kein Laut; ein Sternlein blinkt.
Mir aber ist in meinen wachen Träumen,
Als hätte die Natur mir zugewinkt...
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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