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Gedichte, Lyrik, Poesie

Glockenklang
162 Bücher



Hugo Salus
Glockenklang . 1. Auflage 1911



Einsame Villa

Dies würfelförmig schlichte Gartenhaus
Soll nun mein Sommerschlößchen sein! Dies Zimmer
Mit dem Balkon davor ist kühl und schattig,
Vielleicht sogar ein wenig dunkel. Dunkel?
Sprach ich dies Wort? Die Wände hallen: ja.
Ich will die Türe öffnen. Lachend will ich
Die Wintergeister in das Freie scheuchen.
Welch schwüler Gartenbrodem! Ich bin müde;
Die Fahrt durchs Sommerland war heiß und lang!
Wie lichtlos doch der bunte Garten liegt,
Bunt und doch lichtlos! Und der Himmel gelb.
Und jetzt, auf dem Balkon, auf dem ich einsam
Und auch vielleicht ein wenig ängstlich stehe
- Es ist sehr einsam hier -, gewahr' ich plötzlich
Im Garten dort bei jenem Rosenstock,
Auch er steht einsam, und nur eine Rose
Ward ihm erfüllt, nur eine rote Rose,
Die wie ein Blutfleck klagt, gewahr' ich plötzlich
Noch einen Einsamen: den alten Mann,
Den würdigen alten Mann im weißen Bart.
Er hält die Hand empor zur roten Rose,
Er schaut sie lang und wägend an, er nickt,
Er faßt den Rosenstiel und hebt die Rechte,
Darin ein Messer blitzt...
                Was ist mir nur?
Auf einmal fühl' ich mich in einer Stellung,
Die mir ganz fremd und anerlogen ist,
Mit hocherhob'nen Armen, vorgebeugt,
Als wär's mein Blut, das dort verströmen soll,
Mit einem angsterfüllten Schrei im Halse!
Da rauscht es in den Blättern, in den Wolken
Grollt dumpfer Zorn, die Bäume ducken sich.
Ich finde mich: wo ist der Rosenstrauch?
Wo stand der Greis?
                Der Regen prasselt nieder...


  Hugo Salus . 1866 - 1929






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