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Hugo Salus
Neue
Garben . 1. Auflage 1904
Bauernblumen
Die Bauernhäuser meiner Heimat, die lieb' ich sehr;
Da gibt's kein Haus, das ohne Blumen wär':
Die Reichen, die haben einen richtigen Garten.
Was blüht darin? Fast immer die gleichen Arten:
Vom roten Geranium, der gelben Sonnenblume, dem blauen Aronstab
Zur rosa Hortensie und den bunten Nelken herab,
Lauter Bauernblumen! Und drin steht das saubere Haus
Und schaut so behäbig und schmuck und deutsch heraus,
Mir lacht das Herz noch hier in der großen Stadt,
Daß es eine so schöne, blumige Heimat hat!
Und die Häuser der Armen? Sind sie nicht doppelt dunkel
Bei ihrer blühenden Nachbarn Geleucht und Gefunkel?
Gott, Armut gibt's auch bei uns! Und doch,
Für ein Blumenfenster reicht's immer noch,
Drin blau, rot, lila, gelb und grün
Die gleichen schlichten, lieben Blumen blühn
Wie bei den Reichen.
Seht ihr, von dort bin ich her;
Drum lieb' ich wohl meine Heimat so sehr,
Und wenn auch das Haus, das ich mir gebaut,
Nicht wie ein Bauernhaus auf die Gasse schaut,
Wer zu sehen versteht und wer mich liebt,
Weiß gut, daß es dran ein Bauernfenster gibt
Mit richtigen roten, gelben und blauen
Bauernblumen darauf.
So möcht' es gern in die Zukunft schauen!
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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