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Hugo Salus
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1899
An eine junge Frau
In deinem Schlafgemach, Menippa, junge Frau,
Stellst du beflissen jetzt, da sich dein Wunsch erfüllt,
Die auserlesen schönsten Götterstatuen auf;
Und manche Stunde schaust du sinnend hin auf sie,
Daß ihrer Anmut sich dein junger Leib erfülle,
Und ihre Schönheit deinem Sproß zum Heile sei.
Heil dir, Menippa, du vom Glück Gesegnete,
Und möge deiner Sehnsucht nach dem schönen Sproß
Erfüllung werden! Aber lausche mir, Menippa,
Der ich dein alter Arzt und, mehr als dies, dein Freund bin.
Entferne diese Götterbilder nimmermehr
Aus deinem Haus! Nicht, weil es Götterbilder sind,
Nein, weil es schöne Götterbilder sind.
Denn, da du glaubst - und sei gesegnet, weil du glaubst -
Daß ihrer hohen Schönheit Spiegelbild dir keimt,
Wenn du verklärten Blicks zu ihren Füßen sitzest:
Ich schelte nicht, doch du vergassest wohl, Menippa,
Daß stets im Menschen etwas Schönes keimen soll!
Was gönnst du dir erst jetzt der Schönheit hehres Wunder,
- Das doch durch dich dem zarten Leben frommen muß -
Und gönntest karg es nicht dir selbst, um deiner willen!
Sei schön, nicht nur am Leib, und bleibe schön, Menippa,
Daß einst dein schönes Kind mit frohbewegten Blicken
Und stolzen Augs auf seiner Mutter Anmut ruhe,
Die lieblich zwischen schönen Götterbildern wandelt.
Verstehst du mich? Heil dir, du klug Verstehende!
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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