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Hugo Salus
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1899
Das Alpendorf
Eine Epistel.
Dem Dorf, dahin ich viele Jahre,
Der Stadtluft überdrüssig, fahre,
Will eine Schar von Männern und Frauen
Dankbaren Sinns ein Kirchlein bauen.
Was mich betrifft, den Ketzer, mich wird es
Freun, ein solches weltverirrtes
Kirchlein; aus den grünen Auen
Wird es lieblich niederschauen.
Nur sei vorerst euer ganzes Bestreben,
Dem Kirchlein den rechten Platz zu geben,
Daß nicht in allzugroßer Nähe
Der Schule dieses Kirchlein stehe.
Denn wißt, ihr Lieben: Kirchen und Schulen
Sollen mitsammen nicht nebenbuhlen;
Nicht jedes Mädchen paßt zur Nonne,
Die Schule braucht ihre eigene Sonne!
Dann bitt' ich noch eins: aus hellem Metalle
Seien die Glocken; mit frohem Schalle
Mögen sie Fromme zur Andacht locken;
Nur keine mystisch klagenden Glocken!
Endlich, ihr werdet mich wohl verstehen,
Laßt mir die Uhr auf der Schule stehen!
Ihr verständiges Stundenschlagen
Soll vom Fortschritt der Tage sagen:
Uhren, die den Gang der Zeiten
Von den Kirchentürmen läuten,
Gehen langsam und zögernd nur:
Auf die Schule gehört die Uhr.
Dieses geb' ich euch zu bedenken.
Überlegung gehört auch zum Schenken.
Nun, ihr lieben Herren und Frauen,
Mögt ihr in Gottes Namen bauen!
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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