Die Entführung

Nun die Erregung der vergangnen Stunden,
Die Angst des Harrenden, eh mild das Licht
Aus deinem Fenster durch das Dunkel winkte,
Die Heimlichkeit der Flucht aus deinem Garten,
Nun die Erregung dieser bangen Stunden
Nur noch im Hasten unsrer Schritte bebt,
Und das Gefühl der drohenden Verfolgung
Schon seltener den Nacken uns durchschauert:
Sind uns die beiden jungen Fackelträger,
Die schlanken Laufs das Dunkel vor uns teilen,
Wie gute Künder einer bessern Zukunft;
Als trennte uns von deines Vaters Haus
Die undurchdringlich tiefe Wand der Nacht
Und baue fester sich mit jedem Schritt.
Leg warm den Arm um mich, geliebte Braut;
Schau, fern dort vor den Fackeln dämmert schon
Ein leichtes Rot; raff' meinen Mantel enger!
Bald nimmt Gott Helios den schlanken Knaben
Die beiden guten Fackeln aus der Hand
Und leuchtet uns mit seiner goldnen Leuchte
In eine glückliche und lichte Zukunft.


  Hugo Salus . 1866 - 1929

Expressionisten
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