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Hugo Salus
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1899
Ein Übermensch
Und, da ihm aus dem Stimmgewirr des Seins
Ein Ton vom Neuen stets das Herz verletzte,
Der Ton der Seufzer und des Hilfeschrei'ns,
Wenn in sein Netz der Tod die Beute hetzte, -
Erbat er eins: "Getilgt aus meinem Ohr
Sei völlig der Empfindung Überfeinheit,
Daß von dem ungeheu'ren Daseinschor
Ich nur das Brausen hör' der Allgemeinheit!"
Ihm ward sein Wunsch. Kein Schluchzen stört ihn mehr.
Den Donner hört er durch die Lüfte grollen,
Die großen Stürme brausen um ihn her,
Und seine Seele lauscht der Brandung Rollen.
Er nennt sich Übermensch; er höhnt den Schmerz,
Die Augen seines Mitleids sind erblindet. -
Doch - in der stillen Nacht quält ihn sein Herz,
Das aufschrein will und keinen Laut mehr findet ...
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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