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Hugo Salus
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1899
Präludium
Auf den Wegen meiner Seele, Mädchen,
Wandelst du auf zartgelenkigen Füßchen,
Wie auf wohlvertrauten Gartenpfaden;
Deinem Fingerchen, du kaum Erblühte,
Wich der strenge Riegel ihrer Thore,
Weil du einfach bist und ohne Absicht.
Und du wandelst zwischen den Gebüschen,
Drauf die Blüten meiner Träume prangen
Und der Tau vergossner Thränen schimmert,
Wunschlos ihr Geheimnis zu ergründen.
Jubeln aus dem Rosenstrauch die Finken,
Horchst du ihrem Sang, das Köpfchen neigend,
Wie du lauschest, wenn du, weiterwandelnd,
Dunkles Schluchzen hörst der Nachtigallen.
Ach, vor dir - ich selbst gewährt' ihr Einlaß -
Tobte kalte Neugier, schön von Antlitz
Und mit Augen, die ich falsch gedeutet,
Durch die stillen Gärten meiner Seele;
Tausend Dolden, die ihr Finger rührte,
Sanken matt und sterbend von den Stengeln,
Und auf hundert bunten Falterschwingen
Schwand der holden Farben Sonnenleuchten.
Aber du bist schlicht und ohne Absicht.
Horch, die Nachtigallen schluchzen nicht mehr,
Und die Finken jubeln aus den Rosen ......
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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