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Hugo Salus
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1899
Vorfrühling
Verläßt der Frühling hier des Winters Grüfte,
So gleicht er einer bleichen Lungenkranken.
Glanzlose Tage, Nächte ohne Düfte,
Das Leben grau und dunkel die Gedanken.
Ein schwerer Nebel flattert durch die Lüfte
Und um die Bäume, die noch winterschlanken;
Voll Angst vor seines Hauches tückischem Gifte
Verkümmern fast die jungen Blätterranken.
Ein feiner, kalter Regen rieselt nieder
Und stichelt höhnisch die geschwollnen Wellen
Und deckt mit Reif das kalte Pflaster wieder.
Die Menschen starren wintermüd' ins Fahle
Und sehnen fröstelnd sich nach einem hellen,
Nach einem einzigen goldnen Sonnenstrahle.
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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