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Hugo Salus
Reigen
. 1. Auflage 1900
Zwei Chansons
I.
Die Pfaffenkutten
Mädeln, hört zu: ich hab' einen Haufen
Pfaffenkutten zu verkaufen.
Ist feine, schwarze, knisternde Seide,
Jede Kutte reicht grade zu einem Kleide;
Ich schwör' euch, ihr werdet zufrieden sein.
Kauft ein, ihr Mädeln, kauft ein!
Kein Schwindel dabei: ein ganzer Orden
Von Pfaffen ist unlängst weltlich worden;
Vierzig Kutten zu Leibchen und Unterröcken!
Auf acht oder neun sind Schnupftabakflecken,
Die geb' ich billig; die andern sind rein:
Kauft ein, ihr Mädeln, kauft ein!
Habt keine Angst, sie riechen nicht heilig.
In der Kirche hatten's die Braven recht eilig.
Hat manche sogar einen feinen, leichten
Duft nach - verschwiegenen Mädchenbeichten.
Acht oder neun riechen nach Wein:
Kauft ein, ihr Mädeln, kauft ein!
Ich weiß, hinter allen, die Kutten kaufen,
Werden wie närrisch die Burschen laufen:
Ein kleiner Rest vom früheren Segen
Bleibt immer in so einer Kutte gelegen.
Acht, neun werden drin, gesegnet sein:
Kauft ein, ihr Mädeln, kauft ein!
II.
Der Königssohn
Der junge Königssohn zog aus,
Eine Königin sich zu erwählen.
Nun bringt er sich - o Schreck, o Graus -
Eine zierliche Chansonette nach Haus
Und will sich mit ihr vermählen!
Und will sich mit ihr vermählen!
"Um Gottes Willen, was fällt dir ein?"
Sprach der König zu seinem Sohne.
"Die ist ja ganz hübsch! Aber viel zu klein!
"Die ist ja so zierlich, so klein und fein,
"Der baumeln die Beinchen vom Throne!
"Der baumeln die Beinchen vom Throne!"
Sprach der Prinz - und hat wie ein König gelacht
Und zwinkert verschmitzt mit den Augen -:
"An den Thron hab' ich, meiner Seel'! nicht gedacht!
"Der ist für den Tag, und das Bett für die Nacht.
"Auf den Thron mag sie wirklich nicht taugen.
"Auf den Thron mag sie wirklich nicht taugen.
"Aber schwarze Seidenstrümpfe sind nett!
"Und geht sie am Abend zu Bette,
"Dann baumeln die Beinchen so nett vom Bett!" -
Und der König winkt. Und die Chansonett,
Chansonett, Chansonett,
Ward Hof- und Leibchansonette,
Ward Hof- und Leibchansonette.
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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