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Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender
162 Bücher



Max Dauthendey
Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender . 1. Auflage 1905



Februar

Das Eis wächst und die Wolke drückt,
Wie Wurzelwerk stehn Bäume gebückt.
Zerdrückt fällt Schnee scharf ins Geäst
Als fiel vom Himmel des Lebens Rest.

Und hat der Schnee alles eingesteckt,
Zwei Lippen hat er nicht zugedeckt,
Und Zweie die sich küssend trafen
Tun über Nacht den Frost abschaffen.




Die Erd hat noch keine Blume erdacht,
Der Himmel trägt noch Wolkentracht;
Der Frostwind fegt noch jeden Weg
Und sägt mit Geklapper am Schlehgeheg.

Vor meinen Scheiben wie Schattenzeichen
Seh ich die Vöglein liedlos streichen;
Wenn bald im Garten die Blättlein fächeln,
Wenn bald in den Türen die Mädchen lächeln
Wenn Burschen mit den Augen stehlen,
Dann wählen die Vöglein sich ihre Note;
Jeder rote Kopf der verliebt dreinsieht
Wird eine Note zum Liebeslied.




Liebste, sieh an allen Scheiben
Muß die Welt jetzt draußen bleiben,
Eis tut um uns Hecken treiben.
Hinterm Stachelzaun aus Eis
Bleiben wir uns hitzig heiß;
Rühlen nicht um einen Grad
Weil man's Herz voll Kohlen hat.




Fällt auch der Schnee tod ins Geäst,
Der Schnee macht hell das Winterfest.
Nur Menschen die sich nie gefunden,
Für diese sind die Todesstunden;
Unsterblich macht der Liebe Kuß
Daß selbst der Tod dran enden muß.




Mein Schatz der wollte tanzen,
Band sich die Schleppe hinauf;
Fand nicht die richtigen Schritte
Und knüpfte den Gürtel noch auf.

Da hüpfte sein Herz aus dem Busen
Und tanzte als Flamme mit ihr;
Sie wiegte die Hüfte im Feuer,
Und die Welt verbrannte vor mir.




Es fliegt Dir Dein Blut in die Wangen
Wie ein scharlachen Tuch aufgehangen.
Unterm Tuch hältst Du Jemand gefangen.

Die Lieb kam wie Wind angefahren,
Hängt Dir wie ein Kranz in den Haaren,
Deine Locken sie drängen zum Tanz.

Die Lieb' will im Tanz mit Dir fliegen,
Du läßt die Welt stehen und liegen
Um Dich auf zwei Wimpern zu wiegen.




Keine Wolke stille hält,
Wolken fliehn wie weiße Reiher;
Keinen Weg kennt ihre Welt
Und der Wind der ist ihr Freier.

Wind der singt von fernen Meilen,
Springt und kann die Lust nicht lassen
Einer Landstraß nachzueilen,
Menschen um den Hals zu fassen.

Und das Herz singt auf zum Reigen,
Schweigen kann nicht mehr die Brust;
Menschen werden wie die Geigen,
Geigen singen unbewußt.


  Max Dauthendey . 1867 - 1918






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Februar, Max Dauthendey