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Gedichte, Lyrik, Poesie

Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender
162 Bücher



Max Dauthendey
Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender . 1. Auflage 1905



März

Nun müssen Märzwinde die Bäume reiten,
Und Wünsche und Wolken am Himmel streiten;
Nun lassen die Mädchen die Träume liegen
Und wollen die Hüften im Tauwind wiegen.
Sie flögen wie Wolken gern aus dem Haus
Und schlügen gern wie die Bäume aus;
Und könnt ihnen Einer ins Auge spähen,
Er würde den Mai schon im Märzen sehen.




Erwartung läßt jetzt keinen los,
Die Äcker liegen erdig und blos.
Wie Vorabend dunkelt es noch um's Haus,
Noch sprang kein Blumengesicht heraus.
Berg grüßt den Berg mit Erdgeruch,
Vergraben liegt noch das Liederbuch;
Aber manchmal wird schon die Amsel laut
Wenn die Abendsonn sich ein Luftschloß baut,
Manchmal sieht ein Aug zu dem Schloß hinauf
Und ein Herz geht wie unter Erde auf.




Heut habe ich über den Äckern gehört
Wie brünstig die Amsel den Frühling beschwört.
Betört voll Behagen lag da jeder Stein,
Ließ Moose quellen gar zierlich und fein,
Die Moose bauten kraus Nest bei Nest
Weil sich manch Pärchen bald niederläßt.
Die Amsel noch abends den Frühling beschwor
Und er hielt Einzug zuerst in mein Ohr.
Wohl blieben die Äcker noch dunkel und leer
Im Ohr aber ging mir ein Feuer umher,
Viel schöner noch als der lieb Amsel Gedicht
Sang's Liebchen in mir die den Frühling verspricht.




Der Föhn den Berg angräbt
Und will den Berg umlegen,
Er hext auf allen Wegen,
Die Wolke heult und lebt.

Aus vollen Lungen lachen
Die Echo mit Geschnauf,
Den Äckern all den brachen
Wachen die Furchen auf.

Und mitten in dem Fegen
Wenn jeder Knochen bebt,
Da hebt die Amsel an,
Kann's Haus in Zauber legen.

Sie wünscht mit tollen Schlägen
Daß Dich der Föhn fortführ
Und Dir die Tür aushebt
Der Liebe unterirdisch
Und unirdisch Getön.




Man sucht den Frühling mit den Beinen,
Die Blumen sind noch ungeboren;
Noch lebt die Sonne nur auf Steinen
Und ihre Liebe scheint verloren.
Ich küsse gern im kahlen Garten
Wenn alle Äste nackt noch warten;
Die Gartenerde ist noch nicht warm,
Schon blühen Deine Brüste in meinem Arm.




Nun rennt der Fluß wie Feuer durch's Tal,
Vergessen ist Schnee und die enge Qual,
Herrin Sonne sie tritt in den Saal.

Bin im Sonnenschein fast wie im Dunkel gesessen
Und suchte mein springend Herz zu vergessen,
Mein Herz das mir wie ein Füllen entspringt;
Käme Eine doch, die es manchmal mir bringt.




Wie die Madonnen mit Scheinen und Kränzen
Sind jetzt die Frauen mit Lächeln behangen,
Und Herzen üben Schritte zu neuen Tänzen.
In den Bäumen die leer noch und kühl
Liegt ein Himmel auf Erden warm wie ein Pfühl,
Will die Verliebten gern empfangen;
Doch schamrote Blumen sollen erst werden
Die ihre Farben nehmen von Frauenwangen.
Auch Vöglein die Getreuen sie schweigen noch;
Dafür singen mit Scheuen
Hoch in den Bäumen die Wünsche
Mit Gesichtern die unirdisch sich freuen.


  Max Dauthendey . 1867 - 1918






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März, Max Dauthendey