Max Dauthendey
Insichversunkene
Lieder im Laub . 1. Auflage 1911
Die Liebe kennt das Wörtlein "sterben" kaum
Nachtwinde umschauern die Fenster
Und dicken Mauern des Hauses.
Waldgipfel kauern drunten im Düstern.
Im Loch der Nacht lauern
Wie eines Raubtiers Nüstern - Todesgedanken.
Es ist als ob die uralten Wände wanken.
Ein Käuzchen lockt mit Geschrei
Den Schauder der Sterbestunde herbei.
Sein Hilferuf gellt wie von Einem, der sich die Stirn zerschellt.
Waldblätter rasseln und Regen fällt,
Und still ist auf einmal wieder die Welt,
Als ob Jemand die Atemzüge Dir zählt.
Zu meiner Seite aus tiefen Kissen
Spricht die Liebste im Traum.
Ihr Traumwort hat allen Spuk mir zerrissen -
Die Liebe kennt das Wörtlein "sterben" kaum.
Max
Dauthendey . 1867 - 1918
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