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Max Dauthendey
Weltspuk
. 1. Auflage 1910
Die Wolken standen wie Versteinerungen
Die Wolken standen wie Versteinerungen,
Als war der Herbst jetzt auch in sie gedrungen,
Sie hielten sich nicht lebend mehr umschlungen.
Sonst schwammen sie wie Vögel freigelassen.
Jetzt standen sie erstarrt, gleich stillen Gassen,
In denen, Kopf an Kopf, ergraute Leute saßen.
Senkrechte Pappeln in die Wolken schauten,
Die sich vor der bewölkten Stille grauten
Und sich mit keinem Blatt zu zittern trauten.
Als ging ein Würger, der die Wolken tötet,
Hat keine in dem Abend sich gerötet;
Der Himmel schien mit grauem Blei verlötet.
Von allen Wolken rührte sich nicht eine.
Sie hingen wie erhängt an langer Leine,
Wie tausend Tote gelb im Abendscheine.
Und keine Schwalbe in die Wolken jagte,
Kein Vogelschatten sich zu rühren wagte,
Als ob ein jeder Flügelschlag verzagte.
Nur steinern alle Wolken droben drohten
Und wurden wie die mächtigen, stummen Noten
Von einem großen Liede aller Toten.
Die Menschen aber unterm Liede gingen
Wie Silben, die Dir Wort und Sätze bringen
Und atemlos nach Reim und Rhythmus ringen.
Max
Dauthendey . 1867 - 1918
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