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Weltspuk
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Max Dauthendey
Weltspuk . 1. Auflage 1910



Es war einmal ein Tag, wo der Boden nicht brannte

Es war einmal ein Tag, wo der Boden nicht brannte,
Wo ich Dich Sorglose als Sorgloser grüßte,
Wo ich Dich Namenlose zum letzten Mal nannte,
Und dieser Tag geht jetzt niemals zur Rüste.

Ich ahnte nicht, welcher Fluch mir da drohte.
Nicht, als ich bewillkommte Deine glitzernden Haare,
Daß unter meinen Fingern eine unbeweinte Tote,
Eine Ebengestorbene, und mein Herz eine Bahre.

Wie der Hochsommertag, aufgegangen in Bläue,
Lebte ich unendlich bis ans Ende der Erde.
Sprach das Wort "Liebe" aus und das Wort "Treue",
Wie Namen von Hausgerät am ererbten Herde.

Wußte nicht, daß da Tage ohne Gnade hinleben,
Wußte nicht, daß da Tage jeden Tag überragen,
Und jener, der will keinen Abend nie geben,
Ich muß ihn noch schlaflos durch Nächte hintragen.

Seit jenem ist um mich ein Herbsten für immer,
Und von allen Tagen erkenn' ich das Ende,
Auf jüngsten Gesichtern den alternden Schimmer,
Und die Todesstunde im Druck aller Hände.

O, daß ich noch einmal vom Sorglosen wüßte,
Von grimmigen Worten nur ohne Tat!
Niemals geht der endlose Tag zur Rüste,
Dessen Fluch den unsterblichsten Körper hat. -


  Max Dauthendey . 1867 - 1918






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