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Max Dauthendey
Weltspuk
. 1. Auflage 1910
Feuerzeichen im Abend
Der Abend schaut über die Fensterkanten
Durch herbstliche Laubberge, die braungebrannten.
Ich sehe Wolken ihre Lichtersprache schreiben
Über den Bergen, die ewig unbeweglich bleiben.
Und Wolken fleischfarbig, wie Menschen nackt,
Hat eine Sehnsucht und eine Scham angepackt,
Die wollen nicht mehr am Fleck kalt stehen,
Müssen wie brennende Scheiter in Hitze aufgehen.
Hin über den Himmel, groß bewegt,
Der Abend sein Feuerzeichen schlägt.
Er fällt in die Kammern und Fenster hinein.,
Überschwemmt wie heller vergossener Wein,
Er reißt alle Menschen wie Wolken mit.
Nur verliebtes Blut hält mit ihm Schritt,
Und die Arme langen heimlich hinaus,
Und Brände brennen die Augen aus.
Max
Dauthendey . 1867 - 1918
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