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Max Dauthendey
Weltspuk
. 1. Auflage 1910
Lange Nebel, dahinter die Glocken läuten
Als will im Herbst der Himmel sich häuten,
Schleift jeder Morgen die Nebel nach,
Lange Nebel, dahinter die Glocken läuten;
Die Welt wohnt unter grauem Dach.
Die Nebel sich über die Menschen bücken,
Die Menschen erscheinen nur langsam in Stücken,
Dort ein Arm, dort ein Kopf, dort ein Leib ohne Bein,
Als fallen die Glieder den Schultern zur Last,
Und jedes Glied trennt sich und schwebt allein.
Die Schritte kommen und gehen mit Hast,
Doch ist bei den Schritten kein Körper zu sehen,
Nur ein Schatten, dem scheint alle Schwere genommen;
Und der Schatten zieht platt in die Leere hinein,
Als ist ein Fisch glatt vorübergeschwommen,
Als ob Deine Welt keine Menschen mehr hat,
Nur Nebelwische an Menschen Statt,
Nur Wasserschichten und glitschige Fische.
Und Du sitzt allein unterm Nebelgewichte
Wie der Letzte an einem verlassenen Tische.
Zu Nebel wurden die Schaugerichte,
Du gießt Dir statt Wein nur Nebel ins Glas.
Nur ein Gedanke wirst Du dem andern sein,
Wenn Dich Dein eigener Leib vergaß,
Und es stellt Dein Herz seine Schritte ein
Und fällt wie der Nebel ins Gras.
Max
Dauthendey . 1867 - 1918
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