Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Auf vielen Wegen
162 Bücher



Christian Morgenstern
Auf vielen Wegen . 1. Auflage 1897



Der alte Steinbruch

Tief im Walde, tief im Walde
bildet, fern der Wege Reich,
eines Bruchs verlassne Halde
einen kleinen, stillen Teich.

Moosbewachsne Blöcke ragen
aus der seichten Regenflut,
Falter und Libellen jagen
über bunter Lurche Brut.

Aber wenn im Abendbrande
hinterm Wald die Glut verraucht,
stößt und rudert es vom Rande,
kriecht und klettert, plumpst und taucht.

Und der Unken Urgroßahne
- niemand weiß, wann Gott ihn schuf -
ruft, daß er sein Weibchen mahne,
seinen dunklen Werberuf.

Daß das Froschgeschlecht nicht sterbe,
bleibt zuletzt nicht Einer still:
Denn der Tümpel ist ein Erbe,
das getreu gewahrt sein will.

Liebeskranke Grunzer fliehen
der bewegten Weibchen Schlund;
immer kühnre Harmonieen
fülln den dämmertrauten Grund.

Bis des Mondes Goldhorn endlich
neuen Schimmers alles speist:
Nun erwahrt sich unabwendlich
trunkner Nächstenliebe Geist....

Tief im Walde, tief im Walde
schwärmt Froschbräutigam und Braut
in versteckter Steinbruchhalde,
bis der letzte Stern ergraut.


  Christian Morgenstern . 1871 - 1914






Gedicht: Der alte Steinbruch

Expressionisten
Dichter abc


Morgenstern
Auf vielen Wegen
Ein Sommer
...ründet sich ein Kranz
Melancholie
Einkehr
Ich und Du
Wir fanden einen Pfad

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Der alte Steinbruch, Christian Morgenstern