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Christian Morgenstern
Und
aber ründet sich ein Kranz . 1. Auflage 1902
(Nietzsche.)
I.
Begreife dieses Schicksal, junges Herz, -
beinahe lieber noch: begreif'es nicht!
Denn wenn du es begriffst, dich liesse Scham
vielleicht nicht weiter leben, - und du hast
so liebe Augen, - nein, begreif' es nie;
nur ahn' es, ahn' es, wenn du still einmal
an Menschengröss' und -Schicksal schauernd denkst
und dir gelobst, in deiner guten Brust,
ein Bildner deiner selbst zu sein wie Er.
II.
Vor einem Flussbett stand ich, das den Berg, vereist,
hinuntersank, und lauscht', ergriffen hingewandt,
des Felsgewässers unterirdischem Geroll,
das dort, unsichtbar, mächtig murmelnd, seine Bahn
zur Tiefe zog ... ein Bild von Dir mir, hoher Geist,
der du, verschüttet in winterkalte Einsamkeit,
Verborgenheit, Vergessenheit, den stürmenden Gang,
den eingebornen, Deines Schicksals ruhlos wallst,
den unbekümmerten, der nur nach seiner Tiefe strebt.
Christian
Morgenstern . 1871 - 1914
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